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Blog-Beitrag

Ist Plastik oder Bares Wahres?

18. September 2019
Warum Deutsche an Bargeld hängen und Schweden nicht. 

Gutes Geld, Schein für Schein: Für die Hälfte aller Deutschen ist Bargeld immer noch das bevorzugte Zahlungsmittel. Auch wenn sich EC-Karten seit den achtziger Jahren gut etabliert haben, schwören viele konsequent auf haptisch erfahrbare Scheine und Münzen.

Auch mit dem Einsatz der Kreditkarte fremdeln viele Deutsche, obwohl jede*r Dritte eine besitzen soll. Ist die Bezahl-Infrastruktur in der Bundesrepublik einfach nicht ausreichend auf das Cash-free-System ausgelegt oder hängen wir emotional am Bargeld? Und warum zählen die skandinavischen Länder in diesem Bereich zu den fortschrittlichsten in der EU?

Pro cash-free im Alltag: Schweden swisht und zückt die Karte

Liberal und modern – so werden die Schweden gerne beschrieben. In puncto cash-free trifft das uneingeschränkt zu: In der Hauptstadt Stockholm wird inzwischen zu 80 % bargeldlos bezahlt – und das nicht nur im Supermarkt. In kleinen Delis und Bäckereien, auf dem Markt und sogar für die Kollekte in der Kirche wird ausschließlich die Karte oder das Smartphone benutzt. Bis 2030 will Schweden komplett bargeldlos sein.

Die Argumente: Das Bezahlen per Karte oder App geht schneller, ist hygienischer und die Banken bieten Retailern oft bessere Konditionen als im Bargeld-Transaktionssystem. Der Abrechnungsüberblick bietet zudem eine gute Kostenkontrolle. Außerdem ist das Land sehr App-affin: Mit der nur in Schweden funktionierenden App Swish schicken sich Freunde, Käufer:innen und Verkäufer:innen Beträge über eine Kontaktliste in ihrem Smartphone hin und her. Ähnlich funktioniert auch die App Kwitt, die auch in der S-App der Sparkassen angeboten wird.

Contra cash-free im Alltag: Wo bleibt das Kostenbewusstsein?

Auch Kritisierende des bargeldlosen Bezahlens halten Argumente parat: Wenn wir einfach nur die Karte oder das Smartphone zum Zahlen benutzen, kaufen wir vielleicht mehr und unbedachter ein. Denn wenn Geld nur noch virtuell fließt, könnte uns unsere Sensibilität für ein gesundes Kostenbewusstsein abhanden kommen. Ein weiterer Punkt: Wir werden als Verbrauchende immer gläserner, da auch der kleinste Einkauf getrackt und archiviert wird. Gäbe es gar kein Kleingeld mehr, wäre es zudem nicht mehr möglich, Obdachlose auf der Straße zu unterstützen oder etwas in Sammelbüchsen zu werfen. Und ältere, weniger technikaffine Menschen würden sich eventuell nur schwer auf die neuen Technologien umstellen.

Cash-free als Sicherheitsfaktor: Korruption ade!

Cash-free wird von vielen EU-Ländern wie Frankreich oder Italien bereits als wesentlicher Faktor zur staatlichen Bekämpfung von Schwarzarbeit, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung gesehen. Bei unseren französischen Nachbarn sind Bargeld-Transaktionen über 1.000 Euro verboten – in Deutschland liegt die sogenannte Bargeld-Obergrenze derzeit noch bei 10.000 Euro. Das Bargeldsystem verursacht außerdem hohe Kosten: Die Maßnahmen zu Fälschungssicherheit, Transport und Verwahrung der Noten und Münzen kommt die Länder teuer zu stehen.

Fazit: Deutschland ist im EU-Vergleich bisher eher veränderungskonservativ eingestellt. Aus guten Gründen oder nicht? Entscheiden Sie selbst – die Möglichkeiten, cash-free zu bezahlen sind mit Karte, kontaktlosem Bezahlen und Mobile Payment jedoch vielfältig und zumindest überdenkenswert.